Tag 16 – Der Glaube versetzt Berge
Regen ist für heute angesagt und herbstlich angezogen starte ich heute auch. Doch noch immer beschäftigt mich ein Vers aus der Bibel, den ich gelesen habe.
„Was ist also der Glaube? Er ist die Grundlage unserer Hoffnung, ein Überführtsein von Wirklichkeiten, die man nicht sieht“ (Hebräer 11,1). Übersetzt ein Glaube in etwas, was es in physischer Form noch nicht gibt. Ich kann es nicht beschreiben, doch ich spüre, dass ich heute zum ersten Mal eine kostenfreie Unterkunft erhalten werde. Die Überzeugung ist größer als der Zweifel.
Heute muss ich 600 Höhenmeter aufwärts durch die schöne Rhön gehen und mit meinem Rucksack nicht gerade ein Genuss. Nach 1,5 Stunden bin ich dann am höchsten Punkt, dem Kreuzberg, wo auch ein Kloster thront. Es ist mächtig frisch und ich gehe auch deshalb in die Klosterkirche. Meinen Rucksack stelle ich in den Gang, schließe die Augen und genieße diese Stille. Ich versinke. „Darf ich sie kurz stören“? fragt mich eine männliche Stimme. Ich drehe mich um und der Mann fragt mich, ob ich nach Santiago pilgere. Ich verneine und erzähle ihm von meinem Projekt. Er ist beeindruckt und schenkt mir einen Geldschein und wünscht mir einen guten Weg. Ich bin glücklich darüber und danke ihm.
Es wird ungemütlich und ich mache mich auf die Socken nach Oberweissbrunn. Nach weiteren zwei Stunden bin ich dort. Vielleicht kennst du das Gefühl, da liegt was in der Luft. Genau so ging es mir. Ich war schon am Gasthaus vorbei, weil ich innerlich eigentlich abgewunken habe. Doch dann sage ich mir: „mit der Einstellung kriegst nichts“, und laufe zurück. Ich gehe rein und die Chefin empfängt mich. Ich erzähle von meinem Projekt und frage sie, ob sie mich kostenfrei übernachten lässt und ich auch eine Absage verkraften würde. „Das hatten wir noch nie“! Dann erzählt sie mir, dass sie Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal waren und von dort hergezogen sind. Ihnen wurden viele vom Staat und anderen Organisationen zugesagten Unterstützungen nicht gegeben und so haben sie entschieden, nichts mehr zu spenden.
„Doch ihr Projekt finde ich toll. Werden Sie das Projekt veröffentlichen“? fragt sie. Ich bestätige und darf bleiben. „Möchten Sie morgen auch frühstücken?“ fragt sie und natürlich stimme ich perplex ob der Großzügigkeit zu. Mein Zimmer ist klein und mit Etagendusche – und WC. Doch ich bin einfach nur berührt, könnte geradewegs losheulen.
„Haben Sie Hunger? Wir haben leider nur Frühstück, doch unten im Dorf gibt es die „kleinste Kneipe Nordbayerns“, die von einem älteren Pärchen betrieben wird. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie da etwas bekommen. Richten Sie Grüße von uns aus“.
Um 18:45 Uhr gehe ich dorthin und bekomme ein leckeres vegetarisches Essen, zwei alkoholfreie Bier und werde an den Ortsstammtisch eingeladen. Das Sahnehäubchen auf diesen Tag.
Möglicherweise klingt das mystisch oder abgedreht. Doch ich bin immer mehr davon überzeugt, dass der Glaube eine ganz entscheidende Rolle spielt und ich durfte es heute im Innen, wie im Außen erleben.
Fazit: Der Glaube kann Berge versetzen und wenn wir es schaffen mehr an das Gute und an Wunder zu glauben, dann ist ganz viel möglich. Die Grundlage dafür sind ein gesundes Maß an Gottvertrauen und Liebe. Und davon ist seit 16 Tagen ganz viel da.